In diesem Beitrag von Alexander Kuznetsov über die Jagd auf die Aurora Borealis verrät er einige Tipps und Techniken, wie man das Nordlicht am besten auf Fotos einfängt.
Mit modernen, ständig besser werdenden Kameras können Sie bei sehr hellem Nordlicht sogar mit einem Handy Fotos schießen. Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie ambitionierter sind und diesen Beitrag lesen, um einige bessere Techniken kennen zu lernen. Also, los geht's!
Ich persönlich bin Canon-Fan, meine Beispiele sind also mit dieser Ausrüstung entstanden, aber natürlich können Sie die von Ihnen bevorzugte Kameramarke verwenden, denn die Technik der Fotografie ist universell. Um das Nordlicht zu fotografieren, müssen wir uns mit den Grundlagen beschäftigen, nämlich der Stabilisierung.
Für eine erfolgreiche Nordlichtaufnahme benötigen Sie auf jeden Fall ein Stativ! Dies ist ein Muss für alle Arten von Nacht- und Langzeitaufnahmen.
Ich verwende Stative von Manfrotto und besitze mehrere verschiedene Modelle, aber im Prinzip funktioniert jedes Stativ. Sie können durchaus etwas Kleines und Tragbares wie ein GorillaPod einsetzen, aber in tiefem Schnee kann dies u. U. schwierig sein.
Doch sollten Sie zufällig und unverhofft auf das Nordlicht stoßen, können Sie auch ohne Stativ kreativ werden! Stellen Sie Ihre Kamera auf eine stabile Oberfläche, wie z. B. festen Boden oder Eis. Ich benutze oftmals meinen Rucksack, wenn ich eine Stabilisierung brauche – er ist weich genug, dass ich zumindest versuchen kann, die Kamera horizontal auszurichten. In der Regel klappt es nach mehreren Versuchen!
Ganz gleich, welches Objektiv Sie verwenden, Sie sollten die manuelle Fokussierung wählen und den Fokus auf Unendlich stellen. Wechselobjektive verfügen hierzu in der Regel über einen eigenen Schalter. Bei einem eingebauten Objektiv müssen Sie in Ihren Kameraeinstellungen nach der entsprechenden Option suchen (normalerweise im manuellen Modus, wo Sie Ihre eigenen Einstellungen wählen können). Die Fokuseinstellung auf Unendlich ist optimal für nächtliche Landschaftsaufnahmen, da der automatische Fokus in der Dunkelheit nicht funktioniert und Ihre Aufnahme nichts wird. Und den Blitz können Sie ganz vergessen, es sei denn, Sie möchten ein Selfie machen.
Im Allgemeinen bevorzugen Fotografen Weitwinkelobjektive für Aurora Borealis-Aufnahmen. Sie werden auch häufig in der Landschaftsfotografie eingesetzt. Wenn Sie nur wenige oder nur ein Objektiv besitzen, versuchen Sie, die Brennweite eines Objektivs so breit wie möglich einzustellen. Je kleiner die Millimeterzahl, desto größer ist die Brennweite und der Bereich, den das Objektiv erfassen kann. Es gibt auch Objektive mit Festbrennweite (d. h. ohne optische Zoomeinstellung).
Das Nordlicht erscheint oft am ganzen Horizont und die grünen Bögen können den ganzen Himmel ausfüllen. Ein Weitwinkelobjektiv wird Ihnen helfen, diesen wunderschönen Anblick in seiner Gesamtheit einzufangen!
Diese Fotos wurden am gleichen Ort und zur gleichen Zeit aufgenommen, aber ich habe Objektive mit unterschiedlicher Brennweite verwendet.
Das erste Bild wurde mit einem 35-mm-Objektiv aufgenommen. Dies ist an sich ein hervorragendes Objektiv, eignet sich aber nicht unbedingt als Landschaftsobjektiv, da es einen eher kleinen Ausschnitt der Landschaft erfasst.
Und das ist eine Aufnahme mit einem 14-mm-Weitwinkelobjektiv – welch ein Unterschied! Wenn das Nordlicht hoch am Horizont und sehr ausgebreitet ist, kann es schwierig sein, es vollständig im Bild zu erfassen.
Beim Fotografieren des Nordlichts sollten Sie die Blende (steuert die Lichtmenge auf den Fotosensor) so weit wie möglich einstellen. Ja, normalerweise erzeugt eine weite Blende ein weniger scharfes Bild, wenn Sie aber die Grundlagen beachten (Ihre Kamera sitzt fest auf einem Stativ) und Sie den Fokus richtig auf Unendlich (oder den entsprechenden Wert) eingestellt haben, sollte das Bild scharf genug sein.
Je schneller das Objektiv (je höher die Lichtmenge, die es durchdringt), desto besser. Die Lichtstärke des Objektivs wird in Blendenstufen gemessen, Objektive mit niedrigeren Blendenzahlen sind lichtstärker. Wenn Sie also die Blende weiter einstellen, erhalten Sie kleinere Blendenzahlen in den Einstellungen. Allerdings würden Sie bei Tagesaufnahmen im Allgemeinen einen höheren Blendenwert verwenden (normalerweise im Bereich von F5,6–F16), wodurch bei ausreichender Lichtmenge ein scharfes Bild erzeugt wird.
Falls es Sie interessiert, ich verwende für die Nordlichtfotografie hauptsächlich mein Samyang-Objektiv 14 mm F2,8 und mein Canon-Objektiv EF 16–35 F2,8. Sie gelten als Ultra-Weitwinkelobjektive und erzeugen ein schönes Bild auf dem Vollformatsensor (wie bei der Canon 5D). Sie können Vollformat-Objektive auf einem kleineren APS-C-Sensor verwenden, beispielsweise einer Canon 60D-Kamera, aber das Bild wird weniger breit sein.
Vor kurzem habe ich meine Sammlung um ein neues Glanzstück erweitert: das Sigma-Objektiv 20 mm F1,4 Art. Diese niedrige Blendenzahl bedeutet, dass das Objektiv sehr lichtstark ist (es ist das große schwarze Objektiv in diesem Bild!). Soweit ich weiß, ist es das weiteste Objektiv mit dieser enormen Lichtstärke, zumindest im Moment. Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen, ein Objektiv zu kaufen, bedenken Sie, dass dieses spezielle Modell ein Profi-Objektiv für eher spezifische Anwendungen ist (z. B. die Nordlichtfotografie). Durch seinen Glas- und Metallanteil bringt es fast ein Kilo auf die Waage – kein Leichtgewicht, das sich unbedingt für die Mitnahme auf Besichtigungs- oder Wandertouren eignen würde.
Ziehen Sie stattdessen eines der Samyang-Weitwinkelobjektive in Betracht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und sie sind mit einer Vielzahl von Halterungen (Canon, Nikon etc.) erhältlich.
Da wir nachts fotografieren, benötigen wir eine lange Sensorbelichtungszeit, damit der Sensor genügend Licht für ein gutes Bild erhält. Die richtige Einstellung hängt von der Situation, den Lichtverhältnissen, Ihrer Kamera und Ihrem Objektiv ab.
Die Empfindlichkeit der Sensoren wird in ISO-Werten gemessen. Der ISO-Wert stammt aus der Zeit, als es noch verschiedene Filmmaterialien mit unterschiedlicher Empfindlichkeit gab, aber bei modernen Digitalkameras kann man die ISO-Einstellung nach Belieben ändern. Je höher der ISO-Wert, desto höher ist die Empfindlichkeit, d. h. die Fähigkeit Ihrer Kamera, „in der Dunkelheit zu sehen“. Bei höheren ISO-Einstellungen entsteht jedoch Bildrauschen, wodurch es schließlich unbrauchbar wird. Etwas Bildrauschen ist jedoch in Ordnung, da es sich durch spätere Bildbearbeitung entfernen lässt. Wie hoch Sie den ISO-Wert einstellen und wie viel Bildrauschen für Sie akzeptabel ist, hängt von Ihren Präferenzen ab. Meine Canon 5D Mark III-Kamera erzeugt mit bis zu 4000 ISO zufriedenstellende Bilder, auch höhere Werte sind möglich, aber ich entscheide mich normalerweise für einen kleineren Wert, weil ich kein Bildrauschen mag. Die Vorgängerversion dieser Kamera, die Canon 5D Mark II, liefert meiner Meinung nach nur bis zu 2000 ISO gute Ergebnisse. Um herauszufinden, welcher ISO-Wert für Sie und Ihre Kamera als maximal verwendbarer Wert akzeptabel ist, müssen Sie etwas experimentieren.
Stellen Sie bei weiter Blendenöffnung und dem für Sie akzeptablen maximalen ISO-Wert die Belichtungszeit ein. Wie viel? Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Sie müssen verschiedene Werte ausprobieren, um festzustellen, was für Sie unter den jeweiligen Bedingungen funktioniert.
Bei meinen Nordlichtfotos habe ich mit Belichtungszeiten zwischen 1 und 30 Sekunden gearbeitet, je nach Bedingungen. Im Herbst, wenn die Landschaft noch dunkel und schneefrei ist, ist die Belichtungszeit meist am längsten. Oft benötige ich eine Belichtung von 20–30 Sekunden für ein brauchbares Foto. Das nächste Foto entstand im Oktober und abgesehen vom tanzenden Nordlicht war es stockdunkel. Es dauerte 25 Sekunden und bedurfte einiges an Nachbearbeitung, um dieses Bild zu produzieren:
Im Winter, wenn viel Schnee liegt, ist die Belichtungszeit kürzer. Wenn ich mich in einem Wald ohne künstliche Lichtquellen befinde, benötige ich eine Belichtungszeit von durchschnittlich 8–15 Sekunden. Bedenken Sie, dass diese Fotos nachbearbeitet wurden, und überhaupt: es hängt alles davon ab, wie intensiv das Nordlicht ist.
Bei Schnee und Vollmond benötigen Sie viel schnellere Belichtungszeiten, da Schnee das Licht sehr gut reflektiert. Bei Vollmond ist das Nordlicht viel schwerer auszumachen, da es mit einer viel stärkeren Lichtquelle konkurrieren muss.
Denken Sie daran, Ihre Kamera so einzustellen, dass sie auch RAW-Formatbilder aufnimmt (nicht nur JPEG-Format). Dadurch steht Ihnen bei der Bearbeitung eine Fülle von Daten zur Hand, falls Sie diese zu nutzen wissen.
Beim Fotografieren des Nordlichts müssen Sie häufig unter sehr kalten Bedingungen arbeiten. Es ist wichtig, dass Sie sich und die Akkus Ihrer Kamera warmhalten. Wenn Sie nicht sicher sind, wie Sie sich für den Winter in Lappland kleiden sollen, finden Sie hier einige wertvolle Informationen. Der Aufenthalt im nächtlichen Wald ist kein Zuckerschlecken. Sie haben die Wahl zwischen mehr oder weniger bewohnten Gebieten (ich habe über solche Orte in Rovaniemi geschrieben), oder Sie können die Wildnis mit einem qualifizierten Reiseveranstalter erkunden.
Generell gilt, je besser und teurer die Kamera, umso besser und leistungsfähiger sind die Akkus. Die ausschließlich von Canon konzipierten LP-E6-Akkus für die Profi-Kameras, die ich verwende, bereiten auch bei -30 °C und darunter keine Probleme. Sie entladen zwar deutlich schneller, dafür funktionieren sie jedoch einwandfrei (zumindest nach meiner Erfahrung). Ich spreche hier von den Originalakkus, nicht von den billigeren markenlosen Versionen. Die Akkus dieser Anbieter verlieren sehr schnell Ihre Ladespeicherfähigkeit und meiner Meinung nach lohnt es sich, in mehrere Originalakkus zu investieren. Sie werden jahrelang halten!
Günstigere und mehr für allgemeine Verbraucher konzipierte Kameras sind mit weniger leistungsstarken Akkus ausgestattet. Die Sony A7S ist, trotz ihrer hervorragenden Eignung für die Nordlichtfotografie, eine solche Kamera. Ihre NP-FW50-Akkus haben im Vergleich zu den Canon LP-E6-Akkus nur die halbe Ladespeicherkapazität.
Wenn Sie einen kalten Akku in die Kamera einlegen, zeigt diese u. U. an, dass er entladen ist bzw. die Kamera kann möglicherweise gar nicht eingeschaltet werden!
Um dies zu vermeiden, sollten Sie die Akkus immer warmhalten. Im Wald sind oftmals Sie selbst die einzige gute Wärmequelle. Ich verstaue die Akkus normalerweise nahe am Körper und nehme sie nur heraus, wenn ich sie wechseln muss. Die Innentasche der Weste ist beispielsweise ein guter Platz. Außentaschen von Hosen oder Jacken sind nicht sehr warm.
Ein weiterer wertvoller Tipp: Nehmen Sie eine Thermosflasche mit heißem Tee mit. Sie werden es zu schätzen wissen, wenn Sie stundenlang im Wald auf das Nordlicht warten!
Viel Glück bei der Jagd auf das Nordlicht!
Text und Bilder: Alexander Kuznetsov für Lappland Safaris
Hier finden Sie Informationen zu unserem Nordlichtprogramm. Buchen Sie noch heute Ihr Erlebnis.